- Asylheim
Dijamant wurde in diesem Asylheim geboren. Wir sind 1993 nach Deutschland geflohen, wegen der politischen Verfolgung meines Vaters. Unser kleiner Dimo hat sein erstes Lebensjahr in diesem Asylheim verbracht.
Mit der Ankunft in Deutschland haben wir ein neues Leben begonnen. Mit der Geburt von Dimo war alles vollkommen. Die Aussicht auf die Zukunft war so hoffnungsvoll. Ich selbst war damals 3 Jahre alt. Aber ich erinnere mich an dieses Gefühl des Neuanfangs und die Hoffnung auf ein gutes Leben.
Als mein Vater sich stabilisierte und einen Job fand, konnten wir bald unsere erste Wohnung beziehen.
- Spielplatz
Diese Wohnung war unser erstes eigenes Zuhause in Deutschland. Im Hof unseres Wohnblocks war genau dieser Spielplatz. Er sieht immer noch exakt gleich aus. Wie vor 30 Jahren.
Damals haben unsere Eltern viel gearbeitet. Deswegen haben wir Kinder sehr viel Zeit auf diesem Spielplatz.
Ich hab vor Augen wie Dijamant dort schauckelte, wie wir zusammen im Sand gespielt haben, oft alle 3 Geschwister zusammen.
Auch jetzt im Erwachsenenalter setze mich oft auf die Bank an diesem Spielplatz und erinnere mich an diese schöne unbeschwerte Zeit.
- Abix
Der Abix ist ein riesiger Abenteuerspielplatz: Ein Ort voller Bäume, vieler Freunde und Lachen, ein Ort an dem wir lernen konnten selbstständig Dinge zu bauen – vor allem Baumhäuser.
Wir haben quasi unsere Kindheit im Abix verspielt – in den Ferien waren wir wirklich den ganzen Tag dort. Wir haben alles Erdenkliche zusammen gebastelt, wir haben dort gegessen und einfach Zeit mit unseren Freunden verbracht. Besonders Dimo liebte den Abix. Wenn wir Glück hatten und unsere Eltern ein bisschen Zeit, dann waren wir am Wochenende mit der ganzen Familie dort.
- Schlosspark
An diesem Ort zogen wir in unser erstes Eigenheim. Eine unfassbare Idylle und aufgeladen mit so vielen Erinnerungen. Mein Bruder hat dort im Schlosspark oft Energie getankt und ist dort spazieren gegangen. Aber auch als Familie haben wir uns wunderschöne Erinnerungen geschaffen. Stundenlang konnten wir dort spazieren gehen und den Park genießen.
Gespräche und ruhige Momente zeichnen diesen Ort für mich aus. Heute fällt es mir aber leider schwer dort hin zurückkehren. Seit Dimos Ermordung war ich nicht mehr dort.
- OEZ
Sie haben jetzt einige von Dimos Lieblingsorten gesehen. Aber auch das Olympia- Einkaufszentrum gehörte zu diesen Orten. Es war der Haupttreffpunkt für Dimo und seine Freunde.
Hier hat Dimo wirklich irre viel Zeit verbracht. Aber dass dieser Ort der wird an dem er sein Leben verliert – lag außerhalb unserer Vorstellungskraft.
Ich habe vor dem Anschlag nahe am OEZ gelebt, auch ich habe hier viel zeit verbracht.
Dimo hat meine kleine Familie oft besucht und mit meinen Töchtern gespielt.
Aber ich musste dort wegziehen. Für mich ist dieser Ort, zu einem Ort des Horrors geworden.
Wir sind eine Initiative von Angehörigen, Überlebenden und Unterstützenden, die den Anschlag am 22.7.2016 am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München in Erinnerung rufen und in Erinnerung behalten will. Die Namen der neun Opfer dürfen nicht vergessen werden. Es darf nicht weiter verschwiegen werden, dass es sich bei der Tat um rechten Terror, antimuslimischen Rassismus und Antiziganismus gehandelt hat.
Dafür wollen und werden wir gemeinsam kämpfen.
Wir wollen dazu beitragen, dass die Opfer nicht nur am Jahrestag erinnert werden, sondern dass sie und ihre Geschichten Bestandteil des öffentlichen Bewusstseins sind. Wir wollen, dass die Forderungen der Angehörigen nach einem angemessenen Gedenken und nach einem Raum für Austausch und Aufarbeitung Realität werden. Wir wollen uns gemeinsam gegen Rassismen und rechten Terror stellen. Wir wollen, dass München diesen Anschlag ernst nimmt und Konsequenzen zieht. Wir wollen, dass dieser Anschlag auch bundesweit als rechter Terror anerkannt und benannt wird.
Wir wollen der Menschenverachtung von rechtem Terror und Rassismus eine Praxis der Solidarität entgegensetzen.
OEZ 22.07.2016 München errinern!
https://muenchen-erinnern.de/